Neuigkeiten aus dem Landratsamt

Weißes Blütenmeer im Wald

Nicht nur Märzenbecher fühlen sich im Mittelwald wohl

Viele Märzenbecher im Wald

Märzenbecher gelten mit ihrer charakteristischen grüngelben Punktzeichnung an den Spitzen der Blütenblätter als wahre Frühlingsboten. Typisch für solche Frühblüher ist, dass sie früh im Jahr erscheinen und verblühen, bis die Bäume über ihnen ihre Blätter austreiben. Sobald sich das Laubdach schließt, ist es den sogenannten Frühjahrsgeophyten, wie solche Pflanzen auch genannt werden, zu dunkel. Märzenbecher sind sehr selten und kommen im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim nur an zwei Standorten in größeren Beständen vor, in einem Wald bei Vorderpfeinach und in einem bei Markt Bibart. Jedes Jahr kommen viele Besucherinnen und Besucher, um das weiß-grüne Blütenmeer auf Zeit zu bestaunen. Da die Pflanzen nach dem Bundesnaturschutzgesetz als "besonders geschützt" gelten, dürfen sie dabei nicht gepflückt oder ausgegraben werden.

Märzenbecher brauchen feuchte Böden mit einer guten Nährstoffversorgung. Gleichzeitig sind sie auf das richtige Verhältnis zwischen Licht und Schatten am Waldboden angewiesen, das in der Kulturlandschaft durch eine Bewirtschaftung und Nutzung des Waldes entsteht. Auch im Wald bei Vorderpfeinach wurde im vergangenen Winter Holz geerntet. Da es sich um einen Mittelwald, also einer Mischung aus Hochwald mit großen Bäumen und Niederwald mit vielen Sträuchern handelt, werden diese Flächen nur einmal alle 25 bis 30 Jahre geerntet. Anschließend kehrt dort wieder Ruhe ein und die Gehölze können sich erneut aufwachsen.

"Aus Sicht des Naturschutzes ist diese Bewirtschaftungsform eine der ökologisch hochwertigsten Kulturlandschaften Mitteleuropas, da sich sehr viele Tier- und Pflanzenarten auf den Flächen wohlfühlen", sagt Sabrina Daxböck von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes (UNB). Egal, ob es sich um Tiere handelt, die in Baumkronen oder Baumhöhlen und -spalten leben, im Gebüsch brüten oder sich am Boden in der Kraut-schicht aufhalten.

Die Holzernte erfolgt dabei immer in einem gewissen Ablauf, jedes Jahr auf einer anderen Parzelle. Um dieses Mosaik an Lebensräumen aufrecht zu erhalten, ist die Holzernte in Form von Stockhieben in der Gebüsch-Schicht und der Oberholzernte von großen Bäumen unverzichtbar. Nur so kommt auch weiterhin genug Licht am Waldboden an, auf das beispielsweise die Märzenbecher angewiesen sind. Aufgrund der feuchten und frostfreien Witterung in diesem Winter konnte das geerntete Holz bisher noch nicht von den Flächen entfernt werden. "Es hätte sonst sehr große Schäden im Märzenbecher-Bestand gegeben. Deshalb liegt das Holz aktuell noch dort und wird dann erst im Spätsommer, wenn es trocken ist, aus dem Bestand geholt", erläutert Angelika Bader von der UNB.

Dies wurde so zwischen den Waldbewirtschaftern, dem zuständigen Förster des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim und der Unteren Naturschutzbehörde als schonendste Vorgehensweise vereinbart. Laut Angelika Bader zeigen die Erfahrungen, dass sich zwar die Besucher der Märzenbecher über den aktuellen Zustand der Fläche nicht besonders freuen, aber die Märzenbecher davon in den nächsten Jahren profitieren und sich die Bestände wieder regenerieren werden.