Erste Erfolge beim Naturschutzprojekt "Trockenbiotopverbund"

Vor einem guten Jahr startete der Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim das Naturschutzprojekt "Trockenbiotopverbund im Vorderen Steigerwald und in der Frankenhöhe". Ziel ist die Wiederherstellung von naturschutzfachlich wertvollen Halbtrockenrasen, die in den letzten Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet oder gepflegt wurden. Helga Kerwagen, Projektmanagerin vom Landschaftspflegeverband Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim, blickt zurück.

Besondere Verantwortung
Der Schäferei kommt eine große Bedeutung für die Offenhaltung der Flächen zu. Mit Gehölzen zugewachsene Flächen sind aber oft nicht mehr beweidbar. Eine Vernetzung von Trockenstandorten mit Hilfe der Beweidung ist deshalb vorrangiges Ziel des Projektes. "In der Regel weisen solche Standorte zwar eine geringe Produktivität auf, aber eine große Vielfalt an gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke, die Küchenschelle oder verschiedene Orchideenarten", erklärt Helga Kerwagen. Das Arten- und Biotopschutzprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz nennt den Erhalt von Magerrasen als landesweites Ziel. Trockenbiotope nehmen weniger als 0,5 % der Fläche Bayerns ein. Dem Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim kommt daher eine besondere Verantwortung für den Verbleib und die Förderung dieser bayernweit stark rückläufigen Lebensräume zu.

Trockenbiotopverbund im Vorderen Steigerwald und in der Frankenhöhe

Ein besonderes Naturschutzprojekt in unserem Landkreis

Grundlagen

Der Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim liegt im fränkischen Keupergebiet – umrahmt vom Naturpark Steigerwald im Norden und dem Naturpark Frankenhöhe im Süden.

Der Steigerwald ist der größte Naturraum des Landkreises (fast 48.000 ha). Charakteristisch sind die sog. Zeugenberge des Vorderen Steigerwaldes. Dies sind isolierte Bergrücken einer früheren geschlossenen Schichtstufe des Steigerwaldes, die im Laufe der geologischen Entwicklung geformt wurden und sich über die Talräume erstrecken. Auch die Frankenhöhe (knapp 28.000 ha Flächenanteil im Landkreis) weist solche Zeugenberge auf. Der Anstieg und die Inselberge sind naturschutzfachlich interessant. Entlang der Hänge der hügeligen Landschaft ziehen sich artenreiche Wiesen und Halbtrockenrasen – unterbrochen von Hecken, Streuobstbeständen und Weinbergslagen. Im Landkreis gibt es viele solche trockenen, wärmeliebenden Standorte. Dem Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim kommt eine besondere Verantwortung für den Erhalt und die Förderung der bayernweit stark rückläufigen Kalkmagerrasen-Lebensräume zu.

Was versteht man unter Kalkmagerrasen?

Es handelt sich hierbei um ungedüngte Wiesen und Weiden, die besonders arten- und blütenreich sind. Es sind Standorte trockener bis frischer Ausprägung mit einem basenreichen (=kalkhaltigen) Untergrund. Durch die Nährstoffarmut werden die Flächen i.d.R. extensiv genutzt und weisen eine geringe Produktivität auf. Der Erhalt und die Optimierung der bestehenden Halbtrockenrasen sowie der thermophilen (= wärmeliebenden) Säume der angrenzenden Wälder werden im Arten- und Biotopschutzprogramm des bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz als landes- und landkreisweite Naturschutzziele genannt. Das Arten- und Biotopschutzprogramm dient als fachliche Grundlage für den Landkreis, um erforderliche Maßnahmen ergreifen zu können.

Projektbeschreibung

Das Projekt begann am 1. März 2017 und hat eine Laufzeit von vier Jahren. Die Finanzierung ist durch die Verwendung von Ersatzgeldern der Unteren Naturschutzbehörde gesichert.

Träger des Projektes ist der örtliche Landschaftspflegeverband, der in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde die Maßnahmen durchführt und bei dem die Stelle des Projektmanagements angesiedelt ist. Projektleiterin ist Dipl.ing.agr. Helga Kerwagen, die beim Landschaftspflegeverband arbeitet.

Als Projektkulisse dienen neben dem Anstieg entlang der Frankenhöhe ausgewählte Zeugenberge im Naturpark Steigerwald und Naturpark Frankenhöhe wie z.B. der Weinbergsturm und die Kiliansleite bei Bad Windsheim, der Hutsberg bei Neustadt a.d.Aisch, der Petersberg bei Marktbergel und spezielle Gebiete im Zenntal.

Die wichtigsten traditionellen Bewirtschaftungsformen der Kalkmagerrasen waren die Beweidung und die einschürige Mahd. Viele Kalkmagerrasen verschwanden durch eine intensivere Nutzung. Auch mangelnde Pflegemaßnahmen führten zu negativen Zustandsveränderungen der Trockenlebensräume.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte verbuschten die Flächen zunehmend. Die Folge war, dass sich die vorkommenden Pflanzengesellschaften veränderten, schwachwüchsige Pflanzen verschwanden und Gehölze dominierten. Auf den isolierten und kleinräumigen Reliktflächen ist zudem die Gefahr der Nährstoffanreicherung gegeben.

Hier setzt das Projekt an. Ziel ist es mit Hilfe eines Pflege- und Vernetzungskonzeptes, diese Flächen im Naturpark Frankenhöhe und Naturpark Steigerwald wiederherzustellen und ökologisch aufzuwerten. Die Projektmanagerin Helga Kerwagen ermittelt, informiert und berät die Grundstückseigentümer und organisiert Landschaftspflegemaßnahmen.

Erforderliche Maßnahmen

Die Umsetzungsmaßnahmen sind auf mehreren Säulen aufgebaut. Sie umfassen Infrastrukturmaßnahmen für Schäfer, den Artenschutz, Erst- und Nachentbuschungen und die Sicherung von Streuobstbeständen in der Projektgebietskulisse.

Was ist ein Biotopverbund?

Hierunter versteht man eine Vernetzung von Lebensräumen, die direkt oder indirekt durch Strukturen wie Grünwege und Waldränder miteinander verbunden sind. So kann ein Austausch aller Organismen ohne Einschränkung erfolgen. Eine Verknüpfung geeigneter Lebensräume ist für viele Tierarten überlebenswichtig, da sie ihre Wirkungsstätten regelmäßig wechseln. Wenn Lebensräume durch Barrieren zerschnitten sind, können Wanderungen von speziellen Tierarten stark eingeschränkt sein. Durch sog. Trittsteinbiotope kann der Individuenaustausch erleichtert werden.  

Die ausgewählten Zeugenberge zählen zu den bayernweit bedeutsamen Trockenbiotopen.

Dieses Projekt bietet die Chance, die besonders schützenswerten und seltenen Lebensräume im Landkreis zu erhalten. 

Haben wir Ihr Interesse geweckt oder haben Sie spezielle Fragen? Dann melden Sie sich bei Projektmanagerin Lisa Rauscher im Landratsamt, Landschaftspflegeverband (Tel.: 09161 92-4105).