Nachrichten aus der Familienbildung

Ein Baby zum Üben

Erstes Projekt mit der Real-Care-Baby-Puppe der KoKi erfolgreich durchgeführt

Der Umgang mit Leo wird zunächst mit einer Fachkraft der KoKi eingeübt. Hier im Bild die erzieherische Fachkraft Kerstin Stöcker (rechts) mit einer der Koordinatorinnen von KoKi Sylvia Fichtelmann (links).

Das Real Care Baby Training der KoKi – Koordinierungsstelle Frühe Hilfen kam das erste Mal zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein neues Projekt der KoKi für Schwangere mit besonderem Bedarf. Eine computerunterstützte Simulationspuppe macht es möglich, dass junge Schwangere oder werdende Eltern mit besonderem Bedarf schon vor der Geburt in den Alltag mit Baby hineinschnuppern können.

Anfangs hält die junge Schwangere die Puppe noch etwas steif und skeptisch im Arm und weiß gar nicht so genau, was sie nun damit anfangen soll. Sie ist im 6. Monat schwanger. Die Schwangerschaft war nicht geplant, die Partnerschaft noch sehr frisch, dennoch freuen sich beide Elternteile auf ihren Nachwuchs. Vieles ist neu und anders als gewohnt und die Lebenssituation nun ganz unbekannt. 

Bei der Puppe handelt es sich um Leo, eines von zwei Real-Care Babys der KoKi. Es ist so groß und so schwer wie ein richtiges Neugeborenes und riecht angenehm nach Babypuder. Das Besondere an Leo ist, dass er sich verhält wie ein richtiges Baby: Er schreit, wenn er Hunger hat oder die Windel gewechselt werden muss, aber auch, wenn er einfach nur kuscheln möchte. Belohnt wird die richtige Reaktion der zukünftigen Eltern mit wohligem Glucksen von Leo. Und wie ein richtiges Baby, so schreit auch das Simulationsbaby nachts und möchte versorgt werden.

Das Real-Care Baby Leo kann mit unterschiedlichen Handlungen und Tagesabläufen programmiert werden. Leo ist sozusagen ein Computer im Babyformat. Alle Handlungen können anschließend ausgelesen und ausgewertet werden, um für die weitere Arbeit mit den zukünftigen Eltern Verwendung zu finden. 

Mit anfänglicher Skepsis startet die junge Frau in das Projekt. Zunächst ganz langsam. Begleitet von einer familienunterstützenden Fachkraft der KoKi wird sie mit Leo vertraut gemacht. Die erste Handlung ist das Füttern. Leo fängt langsam an Laute von sich zu geben. Sie klingen wie richtiges Babyweinen und wie ein richtiges Baby wird auch Leos Schreien nach kurzer Zeit intensiver. Nun muss die werdende Mutter reagieren. Kerstin Stöcker, die Fachkraft der KoKi, zeigt ihr, wie sie Leo richtig hält und die Flasche gibt. Das Füttern dauert unterschiedlich lang – mal wenige Minuten, mal auch eine Dreiviertelstunde. Ähnlich verhält es sich mit dem Windelwechseln und Aufstoßen. Zusammen wird die Versorgung von Leo eingeübt in regelmäßigen wöchentlichen Terminen.

Über einen Zeitraum von vier Monaten wurde die werdende Familie begleitet. Mehr und mehr wurde Leo akzeptiert und fürsorglich versorgt – auch über Nacht. Schwierige Situationen können besprochen und somit im Vorfeld Lösungen gefunden werden. Durch Leo ist es möglich, dass sich das junge Paar realitätsnah und handlungsorientiert mit ihrer baldigen Elternschaft auseinandersetzten und erfahren kann, wie ein Baby das eigene Leben verändert und beeinflusst. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass auf diese Weise auch alles Weitere rund ums Neugeborene vorbereitet wird. Die Eltern erfahren, was man an Kleidung benötigt, der Wickeltisch wird eingerichtet, eine Babywanne und Heizstrahler besorgt und angebracht, die Babyschale im Auto kommt zum Einsatz. Auch Anträge rund um die Geburt und den Mutterschutz wurden gestellt, zu weiteren Netzwerkpartnern wurde vermittelt, die zukünftigen Möglichkeiten junge Eltern in ähnlichen Lebenssituation zu treffen, wurden vorgestellt und der Babypflegekurs STARTKLAR fürs Baby der KoKi wurde besucht.

Nach zwei Monaten übernachtete Leo bei dem jungen Paar und wurde am nächsten Vormittag wie selbstverständlich im Kinderwagen bei der KoKi wieder vorbeigebracht. Mit dem Worten: „Ich hole Leo nächsten Dienstag wieder ab – passt mir gut auf ihn auf“, verabschiedet sich die junge Schwangere. 

Inzwischen sind sie eine richtige Familie. Ihr Sohn wurde im November geboren. Alles spielerisch Eingeübte konnte gut auf den Alltag mit ihrem Sohn transferiert werden. Es läuft gut. Um der jungen Familie noch weiterhin eine Ansprechpartnerin zur Seite zu stellen, damit auch eventuelle zukünftige, schwierige Situation gut gemeistert werden können, wird zur weiteren Begleitung eine Familienhebamme in der jungen Familie eingesetzt. Durch die Erfahrung mit Leo ist die Familie offen für diese unterstützende Hilfe der KoKi.

Somit zeigt sich, dass der Einsatz einer Real-Care-Baby-Puppe eine innovative Maßnahme sein kann, um belastete Familien zu erreichen, aber auch um geeignete und sinnvolle Präventionsarbeit zu leisten. Es wurde speziell entwickelt, um die Zielgruppe niedrigschwellig mit einem interessanten Angebot für die Frühen Hilfen zu gewinnen.

Ermöglicht wurde die Anschaffung der Real-Care-Baby-Puppe durch die Genossenschaftsstiftung der Raiffeisenbank Neustadt a.d.Aisch. Übrigens hat Leo auch eine Schwester Leni, die ebenfalls gerne in einer Familie zum Einsatz kommen möchte. Für weitere Informationen kann sich an die KoKi – Koordinierungsstelle Frühe Hilfen unter Tel. 09161 92-2540 oder-2541 oder E-Mail: koki@kreis-nea.de gewendet werden.