Was ist im Landkreis los?

Landrat Dr. Christian von Dobschütz berichtet

Die Kolumne “Aus Amt & Kreis” erscheint schriftlich alle zwei Wochen in jedem Landkreisjournal bzw. können Sie diese auch hier lesen (siehe unten). Zudem gibt es zu wichtigen Themen auch regelmäßig eine Videobotschaft auf Youtube unter https://www.youtube.com/playlist?list=PL06M6tvxBuJmL6zrEOQS6BYBCWO2WrvVV (externer Link).

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Aus Amt & Kreis

Beitrag zur Energiewende, Finanzkraft durch Windenergie

Landrat Dr. Christian von Dobschütz

Liebe Leserin, lieber Leser,
die Energiewende ist nach wie vor ein zentrales Thema, wenngleich sie aktuell in der öffentlichen Debatte etwas in den Hintergrund gerückt ist. Ukrainekrieg, Migration und die vorherrschende Wirtschaftsflaute stehen gegenwärtig mehr im Fokus. Gleichwohl arbeiten wir im Landratsamt fortwährend und mit Hochdruck daran, die Energiewende in unserem Landkreis zu einem Erfolg werden zu lassen. Und zwar aus zweierlei Motivation:

Beitrag zur Energiewende
Natürlich wollen wir, dass es uns gelingt, unseren Beitrag zum Verlangsamen der Erderwärmung zu leisten. Das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern einfach schuldig.  Sicher, dieser Beitrag ist nur winzig klein. Durch Maßnahmen vor Ort, in unserem schönen Landkreis, werden wir das Weltklima nicht retten. Aber es ist zugleich der einzige Raum, auf den wir kommunalpolitisch direkt Einfluss nehmen können. Also machen wir unsere Hausaufgaben. Das, was wir eben tun können! Ganz abgesehen davon, dass es der Bundesgesetzgeber im „Wind-an-Land-Gesetz“ so vorsieht. Dieses besagt nämlich, dass bis Ende 2032 1,8 Prozent der Landesfläche in Bayern für die Windenergie auszuweisen sind. Und bis Ende 2027 ein Zwischenziel von 1,1 Prozent erreicht werden muss.

Finanzkraft durch Windenergie vor Ort 
Ich möchte aber heute vor allem auf den zweiten Aspekt hinweisen. Nämlich den Umstand, dass wir durch die Energiewende bzw. ganz konkret durch die Errichtung von Bürgerwindkraftanlagen einen massiven Zustrom an Kapital in unseren Landkreis erwarten können. Dieser Umstand ist für uns mit großen Chancen verbunden. Denn wir erleben gerade schmerzhaft, wie es ist, wenn das Geld nicht mehr so ohne weiteres sprudelt, wenn die Wirtschaft stottert. Ohne kräftige Steuereinnahmen, ohne eine florierende Wirtschaft, können wir uns unseren Wohlstand dauerhaft schlicht nicht erhalten. Welche finanzielle Aussicht wir mit der Windkraft in unserer ländlichen Heimat verbinden, dies möchte ich anhand der Region Steigerwald einmal aufzeigen. Einfach, um die Dimensionen zu verdeutlichen, um die es geht: Konkret sind in den Gemeinden Baudenbach, Markt Bibart, Markt Taschendorf, Münchsteinach, Oberscheinfeld und Scheinfeld insgesamt 22 moderne Windkraftanlagen geplant. Bei diesen handelt es sich unisono um Bürgeranlagen, d.h. also Anlagen, an denen die Bürgerschaft monetär beteiligt ist. Zudem werden die Flächeneigentümer und Anlieger der Anlagen entschädigt.Was bringt dies nun den Beteiligten finanziell? Privat, wie auch den sechs Kommunen? Bezogen auf die Abschreibungsdauer der Anlagen von 20 Jahren. Die Zahlen sind gewaltig: Über 156 Mio. Euro (!) Gewinnausschüttung an Bürgerinnen, Bürger, Flächenpartner und Kommunen. Dazu kommen 18,8 Mio. Euro Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinden – direkt und ohne Umwege. Und nochmals zusätzlich zwischen 10,8 und 16,3 Mio. Euro für die Gemeinden an Zuwendungen nach EEG §6 oder dem Bürgerbeteiligungsgesetz. Das sind massive Kapitalzuflüsse, die unsere lokale Kaufkraft nachhaltig stärken. Über den Geldbeutel der Menschen und über planbare Zusatzeinnahmen, die in Schulen, Straßen, Sportstätten und vieles mehr investiert werden können. Man muss bedenken, dass mein gewähltes Beispiel nur den Steigerwald betrifft. Weitere Anlagen verteilen sich auf den gesamten Landkreis. Kurzum: Wenn es denn schon so kommt, dass wir gesetzlich dazu verpflichtet sind, Flächen bereitstellen zu müssen (Wind-an-Land-Gesetz). Und wenn wir denn schon unsere Landschaft ein Stück weit umbauen müssen, um als Industrienation weiterhin Strom zu Produktionszwecken zur Verfügung zu haben, dann sollten wir diese Entwicklungen aktiv angehen und zu unseren Gunsten nutzen. Dies ist unsere gemeinsame Strategie. Im Kreistag und unter vielen Kommunen in Westmittelfranken („Regionaler Planungsverband Westmittelfranken“). Warum schreibe ich dies alles? Ich weiß natürlich auch um die Sorgen, die mit Windkraftanlagen verbunden sein können. „Verspargelung“, „tourismusschädlich“, „Einschränkung von Ausblicken“. Und ich bin ehrlich: Ich kann mir auch Schöneres vorstellen, als Windkraftanlagen stehen zu sehen. Man muss aber zugleich ganz nüchtern konstatieren: Die Erneuerbaren Energien sind vor allem eines: eben erneuerbar! Sie wirken demnach dem Klimawandel ent-gegen und bedeuten für uns ökonomisch eine große Chance. Mir ist wichtig, Sie auch bei diesem wichtigen Thema mitzunehmen. Wo stehen wir gegenwärtig? Im Hintergrund laufen vielfach noch die Planungs- und Genehmigungsprozesse für die angedachten Bürgeranlagen. Überdies gestaltet sich der Netzausbau gegenwärtig als schwierig, muss doch der produzierte Strom künftig in die Übertragungsnetze eingespeist werden können. Auf diesem Feld gibt es auch noch viel für die Energieversorger zu tun. Bis also die ersten Anlagen dieser Generation gebaut werden, wird noch etwas Zeit ins Land gehen. Umso mehr möchte ich diese nutzen, um Sie aufzuklären. Denn einfach ist die Materie wahrlich nicht.    

Alles Gute und bis zur nächsten Ausgabe!
Ihr
Christian von Dobschütz 
Landrat