Was ist im Landkreis los?

Landrat Dr. Christian von Dobschütz berichtet

Die Kolumne “Aus Amt & Kreis” erscheint schriftlich alle zwei Wochen in jedem Landkreisjournal bzw. können Sie diese auch hier lesen (siehe unten). Zudem gibt es zu wichtigen Themen auch regelmäßig eine Videobotschaft auf Youtube unter https://www.youtube.com/playlist?list=PL06M6tvxBuJmL6zrEOQS6BYBCWO2WrvVV (externer Link).

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Aus Amt & Kreis

Netzkuppler, Digitalisierung und KI im Landratsamt

Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie haben vielleicht von der Bürgerinitiative in Hohlweiler und Scheinfeld Notiz genommen. Diese wendet sich gegen den Bau eines sogenannten „Netzkupplers“. Wobei geht es da? 

Was ist ein Netzkuppler?
Zunächst zur Erklärung, was ein Netzkuppler eigentlich ist. Das Stromnetz kann man vergleichen mit einem Straßennetz. Die Höchstspannungsleitung 380 kV, das sind die hohen Masten, ist die Autobahn. Das regionale 110-kV-Netz ist vergleichbar mit der Bundesstraße. Darunter folgen das 20-kV-Mittelspannungsnetz, also die Landstraße, und schließlich das Ortsnetz, die Ortsstraße. Ein Netzkuppler verbindet nun das 380-kV-Stromnetz mit dem regionalen 110-kV-Verteilnetz. Um in dem Bild der Straßen zu bleiben: Der Netzkuppler ist die Autobahnauffahrt von der 110-kV-Leitung (Bundesstraße) auf die 380-kV-Übertragungsleitung (Autobahn). Der Netzkuppler sorgt dafür, große Strommengen zuverlässig überregional weiter zu verteilen. Er gleicht außerdem Schwankungen im Netz aus und verhindert Engpässe. Im Zuge der Energiewende werden vielerorten, auch bei uns, weitere Windenergieanlagen entstehen. Damit der regional produzierte Strom über-regional dorthin fließen kann, wo er gebraucht wird, sind Netzkuppler erforderlich. Vor diesem Hintergrund sorgt sich die Bürgerinitiative nun unter anderem um den Abstand zur Wohnbebauung, der möglichen Lärmentwicklung und der Sichtwirkung. Daher gilt es nun einen Interessenausgleich zu finden. Auf der einen Seite die Chancen der Energiewende, auch für unseren Landkreis: Bürgerwind statt Gas- und Ölexporte aus dem Ausland, regionale Projektierer, die vor Ort verwurzelt sind und Steuern zahlen. Auf der anderen Seite die nachvollziehbaren Sorgen, die sich Anwohner im Umfeld eines solchen Kupplers machen (gleiches gilt auch für den Umkreis von Rudolzhofen, wo auch ein Kuppler geplant ist). In diesem Kontext sei im Übrigen angemerkt, dass der Protest der Bürgerinitiative sehr konstruktiv und sachlich geführt wird. Klasse! So funktioniert Demokratie. Jetzt gilt es einen Ausgleich der Interessen hinzubekommen. Federführende Behörde ist dabei die Regierung von Mittelfranken, also nicht Stadt oder Landkreis, wir schalten uns aber freilich mit ein. Erbauer der Kuppler wird das Unternehmen „TenneT“ sein. Schließlich muss man wissen, dass Netzkuppler zur öffentlichen Energieversorgung zählen. Damit greift in der Regel  § 35 Abs. 1 Nr. 3 BauGB, und es handelt sich um „privilegierte Vorhaben im Außenbereich“. Ein „privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich“ ist erlaubt, weil es ein „übergeordnetes öffentliches Interesse“ verfolgt und der „Allgemeinheit dient“ – wie es juristisch mitunter beschrieben wird.

Digitalisierung und KI im Landratsamt 
Digitalisierung und die Einführung von KI beschäftigen uns im Landratsamt tagtäglich. Wir wollen, dass Beantragungsvorgänge schrittweise schneller, einfacher, und von zu Hause aus, gestellt werden können. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass die Bestandsakten digitalisiert werden, mit denen die Kolleginnen und Kollegen im Haus arbeiten. Nur wenn die Akten digital verfügbar sind, können sie auch digital bearbeitet, einfacher ausgetauscht und zum Beispiel viel schneller aufgerufen werden. Um hier vorwärts zu kommen, habe ich ein Team gegründet, welches sich um derartige Aufgaben explizit kümmert. Dieser Tage haben wir nun einen weiteren Auftrag an ein Unternehmen vergeben, welches mit Hochleistungsgeräten ausgestattet die Akten im Ausländerwesen einscannt. 950.000 Blatt gilt es, nur in diesem Bereich (!), zu digitalisieren – würde man sie flach aufeinanderstapeln, ergäbe das etwa die Höhe eines 30-stöckigen Gebäudes. Und eine Aussortierung hat da schon stattgefunden. Wahrlich kein Pappenstiel. Aber unerlässlich, um mit der Digitalisierung voranzukommen. 
Gleiches gilt zudem für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz. KI kann in Verwaltungen Routinearbeiten erleichtern, Entscheidungen beschleunigen und Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landkreises, einen besseren Service bieten. Eine echte Chance für unsere Zukunft also. Doch der technische Fortschritt allein genügt nicht: Entscheidend ist auch, dass wir auf diesem Weg viel erklären, einbinden und gegebenenfalls vorhandene Vorbehalte ernstnehmen. Nur wenn Mensch und KI gemeinsam arbeiten, kann die Verwaltung von morgen wirklich moderner, effizienter und menschlicher werden. Und genau das ist unser Ziel! 

Alles Gute und bis zum nächsten Mal. 
Ihr 
Christian von Dobschütz
Landrat