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Landschaft ohne Weidetiere?
Im Laufe der Zeit sind die Weidetiere langsam aber sicher aus der Landschaft verschwunden. Ende der 90er, Anfang der 2000er verschwanden immer mehr sogenannte Nutztiere in die Ställe. Hinterlassen haben sie eine große Lücke.
Über viele Jahrhunderte prägte die Beweidung unsere Kulturlandschaft und sorgte für eine einzigartige Strukturvielfalt. Diese kann man hierzulande heute nur noch auf wenigen Reliktflächen erleben. Zu diesen durch extensive Weidenutzung entstandenen Biotopen zählen unter anderem Magerrasen, Heiden und Hutewälder. Viele dieser Flächen eignen sich aufgrund der mageren Böden und damit verbundenen geringen Produktivität nicht für eine anderweitige landwirtschaftliche Nutzung. Ohne entsprechende Weidenutzung drohen diese Biotope durch Verbuschung und Vergrasung zu verschwinden.
Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten haben sich jedoch über die Zeit an die durch die Beweidung geschaffenen Lebensräume angepasst und sind mittlerweile auf diese angewiesen. Somit sorgt das Verschwinden von Weidebiotopen für einen Verlust an essenziellen Strukturen und bewirkt eine Verringerung der Biodiversität. Viele Weideflächen liegen zudem in Natura-2000-Gebieten mit Erhaltungsverpflichtungen. Ohne Weidetiere müssten die Flächen mit Schlepper oder Motosense gemäht werden. Diese Maßnahmen sind, insbesondere auf den meist schwer zugänglichen Flächen, deutlich teurer und weniger effizient. Somit sollte die Beweidung unbedingt erhalten und gefördert werden.
Zu den wichtigsten Weidetieren zählen, neben Rindern und Ziegen, die Schafe, welche den Menschen bereits seit etwa 10.000 Jahren begleiten. Die Tiere gelten als extrem robust und genügsam, zudem werden ihr Fleisch und ihre Milch bei der regionalen Nahrungsmittelproduktion gerne verwendet. Schafe sind für ihren „scharfen Zahn“ bekannt. Ihre schmale Schnauze ermöglicht es den Tieren, Pflanzen selektiv auszuwählen und tief zu verbeißen. Weniger schmackhafte Pflanzen werden gemieden. Der Tritt der Schafe sorgt aufgrund des geringen Gewichts der Tiere und der Klauenform als eine Art „Trippelwalze“ für eine feste Grasnarbe.
Grundsätzlich bietet die Beweidung neben den vielfältigen Vorteilen für die Natur und Artenvielfalt auch Vorzüge für das Tierwohl. Frische Luft und die Bewegung der Weidetiere sorgen für deren Gesundheit und das Wohlbefinden. Die Beweidung scheint die Lösung für viele akute Probleme im Bereich Naturschutz, aber auch im Bereich der Landwirtschaft zu sein.
Problematisch ist hier jedoch der Rückgang der Tierhaltung. Auch wenn der Schafbestand im Jahr 2024 in Bayern leicht gewachsen ist, werden heutzutage deutlich weniger Schafe gehalten als noch vor rund 30 Jahren. Gründe für den Rückgang sind neben den mangelnden wirtschaftlichen Perspektiven, die geringen Erlöse beim Woll- und Fleischverkauf, welche im schlechten Verhältnis zu Aufwand und Kosten stehen. Auch die Flächenkonkurrenz und hohe Pachtpreise spielen bei der Auflösung der Tierhaltung eine entscheidende Rolle.
Dabei lässt sich feststellen, dass seit jeher Weidetiere, vor allem bei Kindern, eine hohe Faszination auslösen und regelmäßig für Begeisterung sorgen. Weidetiere lösen Probleme des Arten- und Klimaschutzes. Um den positiven Beitrag der Beweidung zu Umwelt- und Klimaschutz zu erhalten und auszubauen, sind die Tierhalter auf Unterstützung und Verständnis angewiesen.
Für Fragen zum Thema Schafbeweidung steht Lisa Rauscher, Projektleiterin des Trockenbiotopprojekts beim Landschaftspflegeverband Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim, unter Tel. 09161 92-4105 (Mo, Di und Mi) oder E-Mail: lisa.rauscher@kreis-nea.de zur Verfügung.