Ergebnisse und Ausblick
In der Metropolregion Nürnberg werden jährlich Energieträger (z.B. Gas, Öl, Strom) im Wert von rund 3,5 Mrd. Euro importiert. Ziel sollte es sein diese wirtschaftliche Wertschöpfung in die Region zu holen und neben der Zielerfüllung der Klimaneutralität auch finanziell zu profitieren. Vor allem die ländliche Region kann zukünftig durch ihre Flächenstärke von diesen Potenzialen profitieren. Dies hat die Politik und Verwaltung des Landkreises 2023 dazu veranlasst einen Energienutzungsplan+ zu erstellen, um eine Grundlage zu erarbeiten wie diese potenziale weiter gehoben werden können.
Nun ist der Energienutzungsplan Plus (ENP+) für den Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim abgeschlossen. Die Erarbeitung erfolgte in engem Austausch mit der sogenannten „Steuerungsgruppe“, welche sich aus den beiden Verteilnetzbetreibern N-Ergie und Bayernwerk, den Stadtwerken sowie kommunalen Vertreterinnen und Vertretern zusammensetzte. Das Institut für Energietechnik IfE GmbH wurde mit der Erstellung des Konzepts beauftragt.
Die Ergebnisse wurden am 13. November im Ausschuss für Kreisentwicklung und Umwelt vorgestellt und der Maßnahmenkatalog vom Kreisrat beschlossen. Eine ausführliche Veröffentlichung des Abschlussberichts erfolgt Ende des Jahres.
Wesentliche Erkenntnisse:
- Im Landkreis besteht bereits heute eine hohe Dichte an Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. An bestimmten Tagen übersteigt die Produktion den lokalen Verbrauch, sodass Strom über Hoch- und Höchstspannungsleitungen abgeführt oder abgeregelt werden muss.
- Durch die fortschreitende Sektorenkopplung – insbesondere im Wärme- und Mobilitätssektor (z.B. E-Autos, Wärmepumpen)– wird der Strombedarf in den kommenden Jahren deutlich steigen.
Ein weiterer Ausbau erneuerbarer Energien ist daher zwingend notwendig. Der Landkreis verfügt hierfür über sehr gute Voraussetzungen. - Ein unkoordinierter Ausbau erneuerbarer Energien reicht künftig jedoch nicht mehr aus. Für eine optimale Netzintegration und maximale regionale Wertschöpfung sind Speichertechnologien oder intelligente Lastverschiebung (z. B. gesteuertes Laden von E-Fahrzeugen) unabdingbar.
- Unter den aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen ist ein netz- und systemdienliches Vorgehen aller (Markt-)Akteure erforderlich – von Kommunen über Energieversorger bis hin zu Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern.
- Der Landkreis kann sich als Energieexporteur platzieren und mit nur geringfügigen Importen den Strom sowie Wärmebedarf decken. Aus den überschüssigen Strommengen kann mehr Wasserstoff erzeugt werden, als aktuell an Gas importiert wird. Wasserstoff gilt damit wie auch die vorhandenen Biogasanlagen als wichtige Schlüsseltechnologie und Reservekapazität in beispielsweise Dunkelflauten.
Bestandsanalyse
Im Rahmen des ENP+ wurde der energetische Ist-Zustand des Landkreises für das Jahr 2023 umfassend analysiert. Die Stromerzeugung konnte im Landkreis im Jahr 2023 bereits bilanziell um 180 % erneuerbar bereitgestellt werden. Der Erzeugungsmix besteht maßgeblich aus Wind- und Photovoltaik. Einen nennenswerten Anteil bildet auch die Stromerzeugung aus Biogasanlagen.
Der Wärmesektor ist dagegen mit einem erneuerbaren Anteil von nur 23 % weiterhin stark fossil geprägt. Insbesondere Ölheizungen dominieren.
Zusammenfassend zeigt sich in der Bestandsanalyse, dass der Wärmesektor im Gegensatz zum Strom noch deutlich fossiler ist aber einen größeren Anteil im Energiemix einnimmt. Dementsprechend ist die kommunale Wärmeplanung ein wichtiges ergänzendes Werkzeug zum ENP+, um von fossile auf erneuerbare Energieträger umzusteigen.
Potenzialanalyse & Energieszenario 2040
Es wurden die Ausbaupotenziale aller Formen der erneuerbaren Energien untersucht. Diese wurde zusammen mit Fachexpertinnen und Fachexperten, beispielsweise aus der Biogas- oder Biomassebranche erarbeitet. Durch unsere Flächenstärke können wir besonders durch den Ausbau von Windenergie die Erzeugungsleistung erhöhen. Dies bedingt aufgrund der gestiegenen Erzeugungsleistungen der modernen Windkraftanlagen nicht zwingend eine Vervielfachung der Stückzahl im Landkreis.
Zusätzlich wurden die Potenziale zur Energieeinsparung sowie zur Effizienssteigerung (z.B. Sanierungsraten, Einsparung Strom in Privathaushalten und Gewerbe) sowie die Transformationsprozesse (z.B. Wärmepumpenanteil, Elektrifizierung in Wärme und verkehr) untersucht.
Für alle Kennwerte wurden je die Szenarien „ambitioniert“, „Mittelweg“ und „konservativ“ definiert. Das wahrscheinlichste Szenario, der „Mittelweg“, wurde entsprechend bewertet.
Im Energieszenario 2040 „Mittelweg“ kann der Landkreis seinen gesamten Energiebedarf, auch wärmeseitig, bilanziell deutlich überdecken. Hierdurch wird gezeigt, dass der Landkreis zukünftig vom Energieimporteur zum Energieexporteur werden kann. In der weiteren Analyse wurde die bilanzielle Berechnung durch eine viertelstündliche Bewertung erweitert.
Analyse Stromnetz & Energiesystem
In der Analyse des Stromnetzes und des Energiesystems wurden die Energieflüsse an den Umspannwerken anhand viertelstundengenauer Messwerte betrachtet. Diese wurden zu sogenannten Jahresdauerlinien gewandelt, wodurch transparente Analysen des Lastgangs möglich sind. Es wird davon ausgegangen, dass die Ausbauziele des Netzentwicklungsplans (TenneT) und Netzausbauplans (N-ERGIE und Bayernwerk) umgesetzt werden, Betriebsmittel wie die beiden 110/380 kV-Umspannwerke sind im 2040 Szenario beispielsweise bereits errichtet. Die Szenarioentwicklung auf Lastgangebene fand zur Schaffung von Transparenz in mehreren Schritten statt:
Schritt 1: Ist-Stand (2023)
Die bilanzielle Autarkie ist gegeben und es wird ca. 1,2 mal so viel Strom Exportiert wie importiert.
Schritt 2: Ist-Stand + Zubauszenario Verbrauch & Transformationsprozesse
In diesem Szenario gibt es keinen Ausbau der Erzeugungsleistung im Landkreis, lediglich der Stromverbrauch steigert sich durch beispielsweise Elektrifizierung in Mobilität und Heizung signifikant. Die Importe würden sich in diesem Szenario mehr als verdoppeln, die Exporte um ca. ein Fünftel verringern. Eine bilanzielle Autarkie wäre nicht mehr gegeben!
Schritt 3: Schritt 2 + Zubau von PV und Wind nach Szenario Mittelweg
Der für das Jahr 2040 prognostizierte Zubau von erneuerbaren Stromerzeugern wird für massive Stromexporte sorgen. Der Stromimport sinkt trotz gestiegenem Bedarf deutlich unter das Niveau von 2023. Etwa 2 % der Stromüberschüsse müssen aufgrund von Netzengpässen abgeregelt werden.
Schritt 4: Schritt 3 + Zubau netzdienlicher Batteriespeicher
Durch den Bau von netzdienlichen Batteriespeichern kann der notwendige Stromimport im Zieljahr um ca. ein Drittel reduziert werden. Auch die Abregelung kann durch die BS um über die Hälfte reduziert werden. Der Stromexport bleibt nahezu unverändert.
Der Landkreis kann sich Stromseitig somit als Exporteur platzieren. Und mit nur geringfügigen Importen den Strom sowie Wärmebedarf decken. Aus den potenziell exportierten Strommengen kann mehr Wasserstoff erzeugt werden, wie aktuell an Gas importiert wird. Dieser gilt damit wie auch die vorhandenen Biogasanlagen als wichtige Schlüsseltechnologie und Reservekapazität in beispielsweise Dunkelflauten.
Hierfür wurde ein Maßnahmenkatalog mit jeweils verantwortlichen Akteuren in enger Abstimmung mit der Steuerungsrunde formuliert.
Schwerpunktprojekte Wasserstoff
Zusätzlich zu den genannten Analysen wurden zwei Schwerpunktprojekte zum Thema Wasserstoff aufgesetzt. Der Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim verfügt mit dem durch das Gebiet verlaufenden - im Oktober 2024 von der Bundesnetzagentur genehmigten - Wasserstoff-Kernnetz über einen zentralen Standortvorteil. Der Leitungsabschnitt soll bis Ende 2032 mit Wasserstoff in Betrieb gehen. Um diesen Vorteil strategisch zu nutzen wurden im Rahmen des ENP+ Grundlagenanalysen zum Aufbau einer regionale Wasserstoffwirtschaft erstellt, die sich aus dezentralen, kleineren Elektrolyseuren sowie größeren Erzeugern und/ oder Verbrauchern rund um das H₂-Kernnetz zusammensetzt.
Drei zentrale Projekte aus dem Maßnahmenkatalog des Energienutzungsplans werden nun verfolgt:
Landkreisübergreifende Wasserstoff-Veranstaltung
Um regionale Akteure zu vernetzen und zugleich Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, soll gemeinsam mit den Nachbarlandkreisen eine Fachveranstaltung organisiert werden. Ziel ist es, Industrie, Gewerbe und den Mobilitätssektor zu informieren und Hemmschwellen für erste H₂-Pilotprojekte abzubauen.
Interkommunale Studie zu erneuerbaren Gasen
Im Rahmen der Energienutzungspläne des Landkreise NEA und Ansbach wurden Synergien an den Landkreisgrenzen in der Erzeugung von Wasserstoff ermittelt worden. Daher soll die Erstellung einer Studie zur interkommunalen Zusammenarbeit in der Erzeugung und Nutzung von erneuerbaren Gasen in Betracht gezogen werden.
Konzept zum Anschluss an das Wasserstoffkernnetz
Auf Basis der im ENP+ durchgeführten GIS-Analyse soll ein Konzept zur Entwicklung der als geeignete identifizierten Flächen entlang des Kernnetzes erstellt werden. Ziel soll sein H₂-Erzeuger (Elektrolyse), industrielle Großverbraucher, Logistik und produzierendes Gewerbe anzusiedeln und so bis 2032 eine verlässliche Abnahme- und Einspeisemenge zu schaffen, die den wirtschaftlichen Anschluss an das Kernnetz ermöglicht und die regionale Wertschöpfung stärkt.
Download Energienutzungsplan & Maßnahmenkatalog
Der Energienutzungsplan+ sowie der Maßnahmenkatalog wird in ausführlicher Form zum späteren Zeitpunkt zum Download zur Verfügung stehen (voraussichtlich Ende 2025).
Kontakt
Bertram Bröse
Stellenbezeichnung: Teamleiter Energie- & Klima
Telefon: 09161926120Thomas Düll
Stellenbezeichnung: Energiedaten
Telefon: 09161926121



























