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Der ländliche Raum im Fokus der 9. Bayerischen Fachtagung Radverkehr - Landkreis als gutes Beispiel

Mehr Menschen aufs Rad bringen: Das ist eines der Ziele in der Mobilitätswende. Welche Chancen, aber auch welche Herausforderungen es bei der Umsetzung in ländlichen Gebieten gibt, vermittelte die 9. Bayerische Fachtagung Radverkehr in Landshut unter dem Motto RAD.LAND.BAYERN – Radverkehr im ländlichen Raum, die vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen Bau und Verkehr und der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK Bayern) veranstaltet wurde.

Vortrag auf Bayerischer Fachtagung für Radverkehr über Abstimmungsprozesse im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim ©AGFK Bayern/Andreas Gebert

Rund 150 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren, mit Fachleuten in Dialog zu treten und sich untereinander auf kommunaler Ebene auszutauschen. Das rege Interesse zeigte, wie wichtig das Thema speziell für Bayern ist: Das zweitgrößte Bundesland ist im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ dünn besiedelt, über die Hälfte der Bevölkerung lebt im ländlichen Raum, der knapp 90 Prozent der Gesamtfläche Bayerns ausmacht. „Im ländlichen Raum gibt es für den Radverkehr noch viel Potential. Vor allem Pedelecs bieten eine große Chance, neue Zielgruppen und Gebiete zu erschließen. Es braucht aber auch durchgängige und sicher befahrbare Netze, um das Fahrrad auch auf dem Land attraktiver zu machen“, sagte Landrat Matthias Dießl, Vorsitzender der AGFK Bayern, in seiner Begrüßungsansprache.

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter betonte in seinem Videogrußwort die wichtige Rolle des Radverkehrs in der bayerischen Mobilitäts- und Klimapolitik und überreichte symbolisch einen Förderbescheid an die AGFK: „Wir wollen den Radverkehrsanteil in ganz Bayern steigern. Dazu brauchen wir eine attraktive und sichere Infrastruktur, auch im ländlichen Raum. Gemeinsam mit unseren Kommunen wollen wir bis 2030 1.500 Kilometer neue Radwege in Bayern auf den Weg bringen. Dabei unterstützen wir die Kommunen mit unseren bekannten Förderprogrammen. Seit 1. März fördern wir nun auch den Ausbau von öffentlichen Feld- und Waldwegen, wenn sie für den Radverkehr bedeutsam sind. Damit wollen wir den Radverkehr im ländlichen Raum kräftig anschieben! Mein herzlicher Dank gilt den Kommunen und der AGFK für ihren Einsatz. Ich freue mich sehr, dass der Freistaat die AGFK Bayern auch dieses Jahr mit bis zu 400.000 Euro unterstützen wird.

Eine der größten Herausforderungen auf dem Land sind die unterschiedlichen Zuständigkeiten für die Planung und Umsetzung von interkommunalen Radweg-Projekten. Durchgängige Radwege, über die Grenzen der Kommunen hinweg, können insbesondere für Alltagsstrecken die Nutzung des Fahrrads attraktiver und sicherer machen. Aber auch für den Tourismus ist ein gut ausgebautes Radroutennetz wichtig. Zu diesem Thema durfte Sebastian Haser, der Radverkehrsbeauftragte des Landkreises Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim, das Radverkehrsnetz und insbesondere die Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Landkreis und Kommunen in einem Vortrag als gutes Beispiel vorstellen.

Dem Thema widmete sich außerdem eine Diskussionsrunde unter der Leitung von Caroline Huth, Doktorandin an der Stiftungsprofessur für Radverkehr in intermodalen Verkehrsnetzen an der Technischen Hochschule Wildau. Sie sieht in der Verknüpfung von Radverkehr und öffentlichen Verkehrsmitteln eine gute Perspektive für den Radverkehr auf dem Land.

Einen Ausblick auf die künftigen „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen“ (ERA), deren Fassung von 2010 derzeit überarbeitet wird, gab Peter Gwiasda, Gründungsmitglied und Vorstand des Kölner Planungsbüros VIA. Hier ist zu erwarten, dass in der neuen ERA deutlich verbesserte bzw. höhere Ansprüche für adäquate Radverkehrsinfrastruktur formuliert werden. Der Radverkehrsexperte leitete zudem eine große Diskussionsrunde zum Thema Infrastrukturelemente, in der es unter anderem um außerörtliche Fahrradstraßen, um die Nutzung von Wirtschaftswegen und um die Gestaltung von Knotenpunkten ging. Insbesondere die Definition und Ausweisung unterschiedlicher Netzprioritäten sind für eine konsequente Weiterentwicklung sehr hilfreich. So können für Vorrangrouten, Hauptverbindungen und Basisnetz unterschiedliche Standards definiert und schrittweise umgesetzt werden.