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Das Herz kennt kein Geschlecht – oder doch?

Unterschiede von Frauen- und Männerherzen

Dr. Simone Kimmel, Kardiologin im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim im Interview mit Christine Stöbling vom Sachgebiet Beratung und Prävention des Gesundheitsamtes Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim zum Thema Herzgesundheit bei Männern und Frauen.

Ganz aktuell berichtet Dr. Simone Kimmel nach ihrer Teilnahme beim jüngsten Kardiologie Kongress in Madrid Anfang September 2025 von den neuesten Erkenntnissen zur geschlechtsspezifischen Herzgesundheit. Besonders hervorgehoben wurden die Unterschiede der männlichen und weiblichen Herzen sowie die unterschiedlichen Formen von Herzschwäche. Grundlegend gibt es bereits Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Herzen hinsichtlich der Größe und dem Gewicht. Während das männliche Herz größer ist und circa 300 bis 350 Gramm wiegt, sind weibliche Herzen kleiner und wiegen rund 50 bis 100 Gramm weniger – also eher 250 Gramm. Um den Gewichtsunterschied auszugleichen, pumpt das weibliche Herz entsprechend schneller als das männliche Herz. Dadurch ist der Puls bei Frauen etwas höher. 

Gibt es Unterschiede bei Männern und Frauen, die unter einer Herzschwäche leiden und wenn ja - welche? 
Herzschwäche (medizinisch Herzinsuffizienz genannt) sei eben nicht gleich Herzschwäche. Während Männer häufiger an der sogenannten systolischen Herzschwäche leiden, tritt bei Frauen meist die diastolische Form der Herzschwäche auf. 
Bei Männern sei mit der systolischen Herzschwäche häufiger die Pumpfunktion des Herzens an sich eingeschränkt. Das Herz ist in diesen Fällen zu schwach, um das Blut vom Herz in den Körper zu pumpen. Der Körper bekommt dadurch zu wenig Sauerstoff. Betroffene Männer leiden oftmals unter Atemnot, Müdigkeit, Erschöpfung und/oder geschwollenen Beinen. Bei den Frauen tritt häufig die Form der diastolischen Herzschwäche auf. Hierbei bleibt die Pumpfunktion des Herzens erhalten. Allerdings ist das Herz von betroffenen Frauen steifer und weniger elastisch. Das führt dann dazu, dass sich das Herz nicht ausreichend mit Blut füllen kann und dadurch auch weniger Blut in den Körper gepumpt werden kann. Die Folgen in der Belastungsfähigkeit, das heißt im Alltag sind also ähnlich, obwohl die Ursachen ganz verschieden sein können. Außerdem werden systolische und diastolische Herzschwäche unterschiedlich behandelt, wobei bei Frauen mit Herzschwäche die Behandlung evtl. perspektivisch anders zu handhaben sein wird als bei Männern. Die seit vielen Jahren angewandte und medizinisch etablierte Therapie zur Behandlung der Herzinsuffizienz wurde in den aktuell vorgestellten Erkenntnissen beim Kardiologie Kongress in Madrid in Einzelheiten hinterfragt und muss nun evtl. geschlechtsspezifisch angepasst werden. Zu hohe Dosierungen der Medikamente in der Herzinsuffizienztherapie (insbesondere der Beta-Blocker-Medikation) könnten vor allem bei Frauen sogar eher das Gegenteil des gewünschten Therapieerfolges bewirken. Hierfür sind aber laut den auf dem Kongress vorgestellten Erkenntnissen erst noch weitere Studien notwendig. 

Was sind Risikofaktoren und Symptome?
Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht und Bewegungsmangel betreffen beide Geschlechter – allerdings entwickeln Frauen und Männer unterschiedliche Funktionsstörungen des Herzens. Viele Symptome bei Herzschwäche beginnen schleichend und sind nicht immer klar von normalen Alterserscheinungen abzugrenzen. Typische Anzeichen sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen verminderte Belastbarkeit, schnelle Erschöpfung oder Atemnot bei alltäglichen Aktivitäten oder Wassereinlagerungen – insbesondere in den Beinen. Dr. Simone Kimmel empfiehlt einen Besuch beim Hausarzt, wenn sich beispielsweise Treppensteigen, leichtere Hausarbeiten oder alltägliche Spaziergänge anders als sonst anfühlen oder sogar nur noch unter erheblichen Schwierigkeiten möglich sind. Natürlich sollten Männer und Frauen bei Wassereinlagerungen ebenso aufmerksam werden und den Hausarzt konsultieren. Dieser kann über spezielle Blutwertanalysen die Ursachen abklären und bei Bedarf weitere Empfehlungen für Behandlungen geben. Eine spezielle Therapie gibt es bei beiden Formen der Herzschwäche für Männer und Frauen nicht. Deswegen sollten vorbeugende Maßnahmen unbedingt durchgeführt werden. 

Was können Männer und Frauen also tun, um ihr Herz gesund zu erhalten? 
Der Schlüssel für ein gesundes Herz liegt laut Dr. Simon Kimmel insbesondere in regelmäßigem Ausdauersport. Schon tägliche moderate Ausdaueraktivitäten von circa 30 Minuten wie beispielsweise Joggen, Schwimmen, Radfahren oder zügiges Spazierengehen sind wahre Wundermittel, um das Herz zu stärken. Ausdaueraktivitäten sind überall möglich – sei es allein oder im Verein beziehungsweise mit dem Partner und der Familie. Wer möchte kann auch in speziellen Herzsportgruppen, die über Sportvereine im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim angeboten werden, teilnehmen. Unter anderem bieten der TSV Diespeck, TSV Markt Erlbach oder der TSV Bad Windsheim Herzsportgruppen an. In Neustadt gibt es außerdem die „Herzgruppe Neustadt e.V.“. 
Neben Bewegungseinheiten sind mediterranes Essen für das Herz ein Genuss. Gemeint ist hiermit nicht Pizza und Pasta, sondern viel mehr viel frisches Gemüse, wenig Fleisch und viel Meeresfisch. Diese Fische sind mit ihrem hohen Omega 3 Fettsäuregehalt für das Herz sehr gut. Dr. Simone Kimmel sieht im fränkischen Karpfen eine gute Alternative zum Schweinebraten oder Schäufle mit Speckkruste. Sein Omega 3 Fettsäuregehalt ist zwar niedriger als bei Meeresfisch, könnte jedoch eine Alternative sein. 

Das Gesundheitsamt Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim bedankt sich bei Dr. Simone Kimmel für das Interview und den fachlichen Input zum Thema Herzschwäche und Herzgesundheit bei Frauen und Männern.