Neuigkeiten aus dem Landratsamt

Klimaresilienz – Gemeinsam zum Ziel

Einstieg in eine sichere Wasserzukunft im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim

Die Folgen des Klimawandels zeigen sich bereits deutlich. Nur gemeinsam kann es gelingen, Wege für einen nachhaltigen Umgang mit dem nur begrenzt zur Verfügung stehenden Wasser zu finden. Der Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim möchte sich pilothaft klimaresilient aufstellen. In einem breiten Bündnis haben deshalb Landkreis, Kommunen, Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken und Wasserwirtschaftsamt Ansbach – mit tatkräftiger Unterstützung von vielen weiteren Institutionen, Verbänden und Betroffenen – Möglichkeiten für einen zukunftsorientierten Wasserrückhalt und eine geordnete Nutzung des Wassers erarbeitet. Die Entwicklung neuer und innovativer Lösungsansätze kann nur gemeinsam und ohne „Scheuklappen-Denken“ gelingen. Die im Jahr 2023 erarbeiteten Ergebnisse wurden in dieser Broschüre zusammengestellt, gerne auch, um anderen eine Anregung zu bieten.

Broschüre zum Download (63.181KB)

 

Der Verlauf des Projekts:
Erst vor wenigen Monaten fand in Dubai die UN Weltklimakonferenz statt. Politikerinnen und Politiker aus fast 200 Staaten rangen um die nächsten Schritte im Kampf gegen die Klimakrise. Die internationale Gemeinschaft müsse Wege aus der Krise beschreiten und dafür entsprechende Abkommen zur Umsetzung beschließen. Im Kern bezeichnet der Klimawandel die Erwärmung des Klimas auf der Erde über einen langen Zeitraum. Er beschreibt die langfristigen Veränderungen von Faktoren wie der Temperatur  des Niederschlages und der Meeresströmungen. Gerade das Thema Hitze und die daraus resultierenden Folgen hat den Landkreis in den letzten Jahren sehr beschäftigt. Vielerlei gesundheitliche und wirtschaftliche Probleme sind daraus entstanden. Menschen mit Einschränkungen, Senioren oder Kinder waren besonders betroffen. Der Klimawandel führt zu einer Zunahme von Hitzetagen (> 30°C) und länger anhaltenden Dürreperioden in den Sommermonaten. Dies erschwert eine Versorgung der Natur mit ausreichend Wasser. Gleichzeitig nehmen die Starkregenereignisse zu, die im Juli 2021 auch im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim vielerorts zu Überschwemmungen geführt haben. Glücklicherweise kam es damals „nur“ zu Sachschäden. Die Bayerische Staatsregierung hat im Jahr 2009 eine freiwillige Klimaanpassungsstrategie entwickelt, die 2016 erweitert und beschlossen wurde. Die Kommunen waren aufgerufen, entsprechende Klimaanpassungsmaßnahmen zu etablieren. Beim Thema Klimaanpassung geht es um Methoden, die ergriffen werden sollen, um die Schäden, die durch den Klimawandel bereits entstanden sind, abzumildern und Vorsorge zu treffen, mit den Klimafolgen besser umgehen zu können. 
Bei der Beschäftigung mit dieser Thematik und den Hochwasserkatastrophen in den vergangenen Jahren hat der Landkreis erkannt, dass das Thema Wasser eine besonders hohe Relevanz besitzt. So hat sich ein Arbeitskreis gebildet, der sich hier einbringt. 

„Klimaresilienter Landkreis“
Nach dem Rekord-Trockensommer 2022 starteten der Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim, das Wasser-wirtschaftsamt Ansbach und das Amt für Ländliche Entwicklung das Pilotprojekt „Bayerns erster klimaresilienter Landkreis“. In einer Gemeinschaftsaktion mit 14 Kommunen, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim und weiteren Fachbehörden und Fachverbänden sollten bis Ende des Jahres in vier thematisch aufgeteilten Workshops Konzepte für einen zukunftsorientierten Wasserrückhalt und eine geordnete Nutzung des Wassers vor Ort entwickelt werden. Bei der Auftaktveranstaltung in Ipsheim kamen Ministerialdirektor Dr. Rüdiger Detsch vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Landrat Helmut Weiß, Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, Wolfgang Neukirchner, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Mittelfranken und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der am Projekt teilnehmenden Kommunen zusammen.

Workshop 1: Gewässer und Talaue
Einige Beispiele der Folgen des Klimawandels im Landkreis sind trockenfallende Gewässerläufe, versiegte Brunnen, Waldsterben und Ernteeinbußen in den Sommermonaten. Die Arbeitsgruppe traf sich deshalb zu einem ersten gemeinsamen Workshop zu diesem Thema. Schwerpunkt lag darauf, welche Maßnahmen an Gewässern und in der Talaue erforderlich sind, um dem Klimawandel zu begegnen. Der Tag begann mit einer Exkursion nach Markt Nordheim, wo eine erfolgreich renaturierte Talaue besichtigt wurde. Der an-schließende Workshop fand in Uffenheim statt. Die Ideensammlung reichte von naturnaher Gewässerentwicklung, Wasserrückhalt an Gewässeroberläufen, gezielter Versickerung bis hin zu umfangreicher Beschattung der Gewässer mit Gehölzen. Letzteres fördert der Landkreis bereits für das Jahr 2024 im Rahmen des Klimafonds des Landkreises mit 20.000 Euro. Um Vorhaben effektiv und kostensparend umzusetzen, sollten die Maßnahmen einen Mehrfachnutzen erzielen, d.h. eine gleichzeitige Verbesserung für Gewässer, Naturhaushalt und den Lebensraum des Menschen aufweisen. Hierfür ist es notwendig, ein Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen und die Bevölkerung zur freiwilligen Mitwirkung zu motivieren. 

Workshop 2: Maßnahmen im Bestand und im Neubaugebiet
Der zweite Workshop des Pilotprojekts „Bayerns erster klimaresilienter Landkreis“ fand in Markt Erlbach statt und befasste sich mit dem Thema „Maßnahmen im Be-stand und im Neubaugebiet“. Gemeinsam mit den teilnehmenden Gemeinden wurden Ideen zur nachhaltigeren Wassernutzung im bebauten Gebiet der Gemeinden entwickelt. So bieten etwa nicht mehr genutzte Güllegruben nach einer professionellen Reinigung Potenzial zur Nutzung als Zisterne. Der Landkreis fördert diese Reinigung ebenfalls im Rahmen des Klimafonds des Landkreises mit einem Gesamtbetrag von 60.000 Euro für 2024. Das weitere er-arbeitete Maßnahmenspektrum reicht von der Schaffung naturnaher Rückhalteräume und Versickerungsflächen, bis zur Entsiegelung von Flächen sowie Gebäudebegrünung und Offenlegung von verrohrten Gewässerläufen als grüne Lunge zur innerörtlichen Klimaregulierung. Insbesondere ist das Thema Umgang mit Wasser frühzeitig bei privaten und kommunalen Planungen aufzugreifen und vordringlich zu berücksichtigen.

Workshop 3: Land- und Forstwirtschaft 
Durch den Klimawandel werden Förster und Landwirte zukünftig mit längeren Dürreperioden zu kämpfen haben. Zudem fehlt die zur Grundwasserneubildung so wichtige Schneedecke im Winter. Die Arbeitsgruppe zog deshalb auch Landwirte und Förster zum nächsten Workshop mit Besichtigung landwirtschaftlicher Flächen und des Stadtwaldes Bad Windsheim zu einem Workshop in Ermetzhofen hinzu. Im Fokus standen dabei die Fragen, welche Bewirtschaftungsformen und Anpassungsmechanismen es in Anbetracht des Klimawandels für die Land- und die Forstwirtschaft geben kann. Dies kann im Bereich der Landwirtschaft durch angepasste 
bodenschonende Bewirtschaftung mittels Mulch- und Direktsaat und einem aktiven Humusaufbau mittels Ausbringung von organischem Dünger und Einarbeiten oder Mulchen von Zwischenfrüchten und Vorkulturen gelingen. Im Bereich der Forstwirtschaft gilt es, durch gezielten Waldumbau Baumarten, die bereits mit dem zu erwartenden Klima zurechtkommen und gezielte Waldbewirtschaftung, wie dem Mittelwald, den Wald den künftigen klimatischen Bedingungen anzupassen. 

Workshop 4: Sonderkulturen, Weinbau und Teichwirtschaft 
Der Klimawandel stellt auch den Anbau von Sonderkulturen wie zum Beispiel Wein, Gemüse oder Kräuter sowie die Teichwirtschaft vor neue Herausforderungen. In Ipsheim wurden beim vierten Workshop des Pilotprojekts von der Arbeitsgruppe deshalb auch mit Vertretern des örtlichen Weinbauvereins, der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, dem Institut für Fischerei und der Teichgenossenschaft Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim Lösungsansätze diskutiert. Für Sonderkulturen spielt insbesondere die künstliche Beregnung eine entscheidende Rolle. Hier kann die Digitalisierung eine Effizienzsteigerung bewirken. So kann etwa mittels 
Bodenfeuchtesensoren die benötigte Wassermenge exakt bestimmt werden.

Abschlussveranstaltung 2023
In einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung am 7. November 2023 am Großen Brombachsee wurden die in den vier Workshops erarbeiteten Ergebnisse zusammengefasst und vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach nochmals präsentiert. Diese Lösungsansätze sollen nun aufgearbeitet und in Form einer Broschüre mit konkreten Handlungsempfehlungen allen Gemeinden des Landkreises zur Verfügung gestellt und zum Weltwassertag am 22. März 2024 veröffentlicht werden.

Ausblick 
Während der Beschäftigung mit dieser Thematik hat sich gezeigt, dass es sinnvoll ist, einen Ansprechpartner für Klimaanpassungsfragen und Umsetzungsmaßnahmen für die Gemeinden zu beschäftigen. Sein Aufgabengebiet umfasst die Kooperation mit den zuständigen Stellen und die Betreuung von Maßnahmen.