Neuigkeiten aus dem Landratsamt

Streuobst-NAVI

Spielerisch Lernen und Baumpflanzung

Foto: Giuseppe Nigro / Waldkindergarten Neustadt a.d.Aisch

Eines der großen Ziele des Bayerischen Streuobstpaktes ist es, die alten Streuobstbestände, besonders die in Orts- und Siedlungsnähe, zu erhalten. Ersatzpflanzungen, um die zukünftigen Bestände zu verjüngen, sind dabei ein ausgesprochenes Ziel und werden über die Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR) mit 90 Prozent Förderung aus Mitteln vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) unterstützt. 

Streuobstpakt
Der Landschaftspflegeverband Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim ist als Sammelantragssteller der Dreh- und Angelpunkt für seine Mitglieder. Seit dem Start des Bayerischen Streuobstpaktes 2021 wurden auf Flächen im Landkreis insgesamt etwa 5.000 Streuobstbäume mit Förderung vom StMUV und Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) gepflanzt. 
Neben den Ersatzpflanzungen für abgängige Altbäume sollen Neupflanzungen die Verbindung der teilweise übrig gebliebenen Streuobstinseln wiederherstellen. So werden für die Natur wichtige Flächen im Sinne des Bayerischen Biotopverbunds wieder vernetzt.
Über die ökologischen Aspekte hinaus ist die kulturelle Dimension der eigentliche Treiber für die Erfolgsgeschichte des Bayerischen Streuobstpaktes. Der Streuobstbau mit seinem Baumwart-Handwerk ist als immaterielles Kulturerbe für Deutschland die Wurzel für die heute verbliebenen stattlichen Streuobstbäume auf den heimischen Wiesen. Ein Großteil der Bäume ist bereits sehr alt und befindet sich in der Alters- und Zersetzungsphase. Das heißt, diese Obstbäume wurden bereits von Urgroßeltern gepflanzt, gepflegt, gehegt und genutzt. Dass sich heute um den Erhalt dieser Obstbäume gekümmert wird, schlägt eine Brücke und zeugt von Respekt gegenüber den älteren Generationen.

Weniger Streuobstbäume
Dass die Streuobstwiesen und der Streuobstbau in Gefahr sind, zeugt jedoch auch von den veränderten Lebenswirklichkeiten und vor allem von den veränderten landwirtschaftlichen Strukturen. In den letzten 50 Jahren gingen - bedingt durch viele Faktoren - über 15 Millionen Streuobstbäume verloren. Dies zog auch eine geringere Funktions- und Leistungsfähigkeit unserer heimischen Ökosysteme nach sich.
Hinsichtlich der Klimaherausforderungen ist es von herausragender Bedeutung, wieder eine Verbindung zur Natur und damit ein Verständnis für die Funktionen und Leistungen der Natur zu etablieren. 

Naturverbindungsinitiative
Das von Streuobstmanager Florian Kleinschroth ins Leben gerufene Streuobst-NAVI soll mit naturschutzbezogener Bildung für nachhaltige Entwicklung den Weg dafür spielerisch aufzeigen. NAVI steht dabei als Akronym für NAturVerbindungsInitiative.
In Kooperation mit der Leiterin des Waldkindergartens Neustadt a.d.Aisch, Laura Stark-König, wurde ein Konzept entwickelt, welches bei einer Walnuss-Pflanzaktion am Buchberg in Neustadt a.d.Aisch gemeinsam mit den Waldkindergartenkindern erprobt wurde.
Unter Begutachtung des stellvertretenden Landrats Reinhard Streng, des Neustädter Bürgermeisters Klaus Meier, der Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbands Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim Helga Kerwagen, der Sachgebietsleitung der Unteren Naturschutzbehörde Nina Püschel-Blomenhofer, des Waldkindergarten-Trägers Wichtelglück Sandra Besold und der Eigentümerfamilie Berthold wurden die Kinder an vier Stationen vom Samen bis zum Altbaum an das Thema herangeführt. 

Spielerisch Lernen
An Station 1 konnten verschiedene Walnusssamen, darunter auch rotfleischige, nicht nur betrachtet, sondern auch fleißig geknackt und vernascht werden. Es wurde auch ein Walnusssämling gefunden, den - so mutmaßten die Kinder - ein Eichhörnchen versteckt und vergessen hatte. 
Bei Station 2 gab es die Jungbäume, welche sich innerhalb von zwei bis drei Jahren aus so einem Walnusssämling entwickelt hatten. Dabei wurden die Wurzeln genauer inspiziert, und die Kleinsten konnten beim Auftragen des Stammschutzes aus Lehm mit anpacken. Die Kinder lernten, dass auch die Jungbäume, die frisch aus der Baumschule kommen, gerne vor der Kälte im Winter und der Sonne im Sommer geschützt sind. 
Station 3 war die Pflanzung, bei der sich neben dem Loch buddeln, Pfahl reinhämmern und dem Anbinden auch um den Verbissschutz gekümmert wurde. Es wurde erklärt, warum gute, feine Humuserde mit in das Pflanzloch gegeben wird und warum das Angießen mit viel Wasser notwendig ist. Die Hauptakteure waren hierbei die vielen Kleinstlebewesen, die während des Lochgrabens gefunden, gerettet und später wieder ausgesetzt wurden. Neben Spinnen, Käfern und Ameisen waren natürlich die Regenwürmer die größte Attraktion. 
An der 4. und letzten Station ging es um die stattlichen, hundertjährigen Altbäume auf der Wiese. Mit einem Stück Bastelton durften die Kinder den Altbäumen ein Gesicht geben. Augen, Nase, Mund und Co. wurden künstlerisch mit Naturmaterialien verziert. So entstanden faszinierende Gesichter und die Bäume wurden zum Leben erweckt.

Baumpflanzungen
Am Nachmittag hatten Eltern und Großeltern auch noch die Gelegenheit gemeinsam mit ihren Kleinsten einen der Bäume als symbolische Verbindung der Generationen zu pflanzen. Die Aktion wurde von den beiden ausgebildeten Baumwarten Günter Pinsenschaum und Uli Schwarm begleitet. Insgesamt wurden an diesem Tag 15 Walnussbäume im Rahmen vom Streuobst-NAVI auf der Fläche von Familie Berthold gepflanzt. Im Vordergrund steht hier laut Streuobstmanager Florian Kleinschroth aber eben nicht nur die Pflanzung der Obstbäume, sondern vor allem die nachhaltige Pflege und Nutzung. Die regionale Obstproduktion in gesunden Ökosystemen soll als Sicherheit für eine lokale Versorgungsstruktur mit dem Streuobst-NAVI verständlich gemacht und ein Leben mit gesunder und regionaler Ernährung wieder als normal etabliert werden.